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Gen Z - Lieber arbeitslos als unglücklich

Interview mit unserem Gen Z - Experten Nicolas


Nicolas, du bist neu beim IHR dabei. Wie kam es dazu und was genau werden deine Aufgaben sein?


Zum IHR gekommen bin ich über Martin Turowski, einen langjährigen Mitarbeiter des IHR am Standort in Ratzeburg. Mit ihm habe ich mich über meine Ausbildungszeit unterhalten, unter anderem über den Fachkräftemangel und die zurückgehenden Bewerberzahlen in den letzten Jahren. Ich habe ihn dann auf meinen Podcast aufmerksam gemacht, welchen ich mit einem Unternehmensberater zusammen aufgenommen habe. Das Thema war "Wie tickt die Generation Z in der Arbeitswelt?". Daraufhin kamen wir auf die Idee, den Kurs zum Thema Gen Z zu kreieren.



Du selbst gehörst zur Generation Z. Was macht deine Generation für dich aus?


Anders als die Generation Y gibt es für die Generation Z wieder eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit. Persönliche Verwirklichung nimmt einen hohen Stellenwert ein – die Arbeit kommt danach.

Außerdem ist die Generation Z mit dem Smartphone aufgewachsen. Die Grenze zwischen realer und virtueller Welt verwischt dadurch immer mehr. Wie jede Generation hat auch die Generation Z ihre eigenen Werte, die sie mitbringt. Dazu gehören zum Beispiel ein großes Bedürfnis nach Freiheit, Gesundheit, Sicherheit und auch die Ökologie, die im Rahmen des Klimawandels immer mehr an Bedeutung gewinnt.


Wie äußern sich diese Werte bei der Arbeit?


Wenn wir uns anschauen, was die Generation Z auf der Arbeit am meisten antreibt, ist es der Spaß an der Arbeit. So stellt sich für die Generation Z immer mehr die Frage: Ist die Arbeit, die ich verrichte, sinnstiftend und erfüllt sie mich? Diese Einstellung lässt die Generation Z aber auch über sich hinauswachsen, wenn dieser Status erfüllt ist. Sie sind dann auch bereit, Überstunden zu leisten, sich mehr anzustrengen und identifizieren sich mehr mit Betrieb und Arbeit.


„Lieber arbeitslos als unglücklich“ ist ein Spruch, den man häufig im Zusammenhang mit der Gen Z hört. Inwiefern spiegelt das die Erwartungen und Besonderheiten der Gen Z an den Arbeitsplatz wider?


Dem Spruch stimme ich zu. In der Arbeitswelt hat sich viel geändert. Der Prozess hin zur Sinngesellschaft ist schon länger im Gange. Allerdings hat Corona diesen wie in einem Brennglas sichtbarer werden lassen.

Alle Generationen wurden in der Corona-Pandemie erst einmal ausgebremst. Viele haben in diesem Moment das erste Mal richtig angefangen, ihr derzeitiges Leben zu reflektieren. So auch die Generation Z. Kein Abi-Ball, keine Partys, kein Auslandsemester, keine Praktika - alles war von heute auf morgen auf null gesetzt. Dadurch hatte man viel Zeit mit sich allein und Gelegenheit, Dinge zu hinterfragen.

Auch sieht die Generation Z die Notwendigkeit, psychische Erkrankungen mehr zu thematisieren. Sei es Burnout durch Überlastung oder immer häufiger auftretende Depressionen. Daher stellt sich für die Generation Z immer mehr die Frage: wie möchte ich Leben und Arbeiten, um auch nachhaltig gesund zu bleiben? Übrigens eine sehr positive Einstellung auch für den Arbeitgeber, wenn sich die Mitarbeitenden mehr Gedanken um ihre Gesundheit machen.


Wo könnten hier Herausforderungen liegen?


Herausforderungen liegen an erster Stelle darin, dass die verschiedenen Generationen im Unternehmen nicht durch unterschiedliche Vorstellungen von Leben und Arbeit aneinandergeraten. Da entstehen schnell und oft Vorurteile und Missverständnisse. Stattdessen sollte man das eher als große Chance sehen, voneinander zu lernen. Dann kann Großes entstehen. Gegenseitige Rücksicht, Verständnis und Dialog zwischen den Generationen sind hier der Schlüssel zum Erfolg.


Was bedeutet das für Arbeitgebende?


Arbeitgebende sollten hier vor allem als erstes anfangen, generationsübergreifendes Arbeiten in ihrem Betrieb als wichtiges Thema zu sehen. Dabei bedarf es vor allem einer offenen Kommunikation untereinander, jedoch auch über die verschiedenen Hierarchien hinweg. Eine Anerkennung für die Leistung ist der Generation Z auch ein wichtiges Thema. Hier sollte es Feedbackgespräche geben. In der heutigen Zeit spielt Flexibilität eine immer größere Rolle. Arbeitgebende erwarten diese auch oft von ihren Mitarbeitenden. Dies sollte auch umgekehrt gelten. Homeoffice haben wir alle in der Corona-Pandemie erlebt. Die Gen Z erwartet, dass dieses auch danach fortgeführt wird, mit einer klaren Vereinbarung.


Ein neues Phänomen, was auf den sozialen Medien aktuell diskutiert wird und vor allem die Gen Z betrifft, ist das ‚Quiet Quitting‘. Was versteht man darunter?


Unter Quiet Quitting versteht man, dass Mitarbeitende für ihren Arbeitgebenden nicht mehr regelmäßig Überstunden machen und nicht ständig erreichbar sind, sondern nur das tun, wofür sie bezahlt werden. Das Motto von ‚Quiet Quittern‘ lautet folglich: „Feierabend ist Feierabend“. Sie erhoffen sich von dieser Strategie mehr Freizeit sowie eine gesündere Lebensweise.

‚Quiet Quitting‘ sollte eigentlich für die Vorgesetzten oder das Unternehmen ein erster Warnschuss sein. Der Mitarbeitende fühlt sich nicht wohl im Unternehmen oder ist ausgebrannt. Es kann ein Vorbote sein, bis hin zu einer Kündigung.

Wie könnte man als Arbeitgebender darauf reagieren?


Auch hier ist die offene Kommunikation bzw. Feedback geben wieder wichtig. Die Vorgesetzten sollten die Mitarbeitenden auf diese Beobachtung aufrichtig und wertschätzend ansprechen. In der Folge könnten Prozesse angepasst oder neu definiert werden. Vielleicht lohnt es sich auch, über andere Arbeitsmodelle nachdenken.


Lieber Nicolas, danke für das ausführliche Interview!



Nicolas Reuß, IHR

Nicolas ist seit ca. 5 Monaten neu im IHR-Team und ist unser Experte für die Generationen Y und Z. Er studiert derzeit Berufsschullehramt mit den Fächern Gesundheit sowie Politik & Wirtschaft. Davor absolvierte er eine Ausbildung zum Kaufmann im Gesundheitswesen. Seine Schwerpunkte liegen vor allem in der Förderung des generationenübergreifenden Arbeitens in Unternehmen. Dabei ist es seine Aufgabe, den Unternehmen die Eigenheiten, Bedürfnisse und Hintergründe der Generation Y und Z näher zu bringen. Die Sensibilisierung der Arbeitgeber*innen hinsichtlich der Genz Z & Y kann dazu beitrage, diese für das Unternehmen zu begeistern und gleichzeitig die Generationen Y und Z langfristig an das Unternehmen zu binden.



Hier kommt Ihr zu seinem Kurs:



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